Puzzle-Modell
Im nächsten, zunächst etwas kurios anmutenden Modell, vergleichen wir die Partnerschaft mit einem Puzzlespiel. Jeder Partner ist hier Spieler (Akteur). Gleichzeitig besteht er selbst aus mehreren Puzzleteilen (verbindbare Eigenschaften). Die Regeln sind dieselben wie in den bekannten Spielen mit den Pappteilchen: Für je zwei gefundene Teilchen (je Partner eins), die passend zusammengefügt werden können, verschwindet eine Grenze und es gibt einen kleinen „Glückskick“. Teile, die schwierig und kompliziert zu finden waren, erhöhen das Vergnügen beim Einsetzen, weil die Beglückung im Moment des Findens und Einsetzens steckt. Stücke, die bereits eingesetzt sind, nimmt man natürlich nicht wieder heraus, um sie erneut einzusetzen.
Probiere es aus! Dasselbe Teil ein zweites oder drittes Mal herauszunehmen und einzusetzen beglückt niemals so intensiv wie beim ersten Mal. Bei einem Puzzlespiel ist das eigentlich logisch und verständlich. Das Ziel ist ja schließlich, ein wunderbar harmonisches Gesamtbild zusammenzulegen. Im Leben und in unserer Partnerschaft berücksichtigen wir diese Regel aber häufig nicht. Hier glauben wir, dass der Partner, ein bestimmter Ort oder eine Situation unser Glück auslöst. Damit stehlen wir uns damit fortlaufend die Zeit und die Gelegenheit, wirkliches Glück neu und frisch herzustellen.
Oder anders: Das Gefundene verändert ständig die Konturen des eigenen Selbst, sodass immer wieder nach neuen, nun passendem Erfahrungen gesucht werden muss.
Findige Puzzler stoßen zudem auf Strategien und Methoden, die das weitere Finden und Einsetzen von Teilchen erleichtern. So etwas wirkt natürlich auch beglückend, weil es den Prozess beschleunigt und die Entgrenzung vereinfacht und angenehmer gestaltet.
Etwas fundamental Wichtiges nicht nur beim Puzzeln ist die Ehrlichkeit. Oft hält man ein Teilchen in den Händen und merkt, dass es eigentlich nicht recht passen will. Sollte man es trotzdem mal probieren? „Klar, ist bestimmt nur eine kleine „Fertigungstoleranz“, sagt man sich ungeduldig und quetscht dann etwas zusammen, was gar nicht zusammengehört. Eigentlich weiß man, dass genau dieses Teilchen an einer anderen Stelle fehlen wird, und dass da ein gewisses anderes, irgendwo in diesem riesigen Berg von Puzzlestücken, nur hier und niemals woanders passen wird. Es bleibt übrig. Und viel schlimmer: Das falsch gelegte Stück wird an seinen übrigen Außenseiten auch noch heftigsten Ärger verursachen, da die folgenden Stücke natürlich auch nicht passen werden.
Bei den Pappteilen ist uns auch diese Problematik völlig einleuchtend. Anders sieht es in der Liebe aus. Hier geben wir schnell mal etwas vor, was wir gar nicht sind oder gar nicht wollen, oft schon ganz am Anfang einer Beziehungen, um überhaupt erst einmal „ins Spiel“ zu kommen oder im Spiel zu bleiben. Wir sagen zu unserem Partner: „Natürlich bin ich ein sportlicher Typ“, obwohl wir lieber vor der Flimmerkiste abhängen würden. Oder: „Na sicher, ich war gestern Abend zuhause“, obwohl wir noch mit einer alten Freundin in der Kneipe um die Ecke flirtend ein Glas Wein getrunken haben. Aber was soll aus einem solchen Spiel werden?
Die meisten Menschen bezeichnen „Offenheit“ und „Ehrlichkeit“ als die wichtigsten Grundlagen für eine Beziehung. Wenn wir uns die Regeln des Puzzelns vor Augen halten, wird uns klar, warum uns das so ist. Wie soll ein Spiel fertig werden, wenn die Grenzen und Eigenschaften der Teilchen nicht erkennbar sind, weil sie verschleiert, getarnt und täuschend manipuliert werden? Wenn man so spielt, ist es schon vorprogrammiert, dass man alles, irgendwann wieder schmerzhaft demontieren muss, weil die wirklichen Grenzen früher oder später offen zutage treten und danach nichts mehr wirklich passt. Im Puzzlespiel wie auch in der Partnerschaft ist das Demontieren nach dem Wiederauftauchen von Grenzen ein sehr schmerzhafter Prozess.
Eine beim Puzzeln durchaus übliche Vorgehensweise ist das Arbeiten und Montieren an verschiedenen Stellen. Kommt man am Himmel nicht weiter, so versucht man sich an einem einfacheren Teilabschnitt. Sicherlich ist eine Stelle mit Seerosen leichter zusammenzusetzen als das endlos eintönige Blau des Himmels. In der Partnerschaft machen wir uns das nicht so einfach. Mit dem Versprechen „nur mit dir“ verurteilen wir uns selbst, schön brav nur an einer Stelle zu basteln, obwohl es doch vielleicht an anderer Stelle so beglückend einfacher wäre. Aus Sicht des großen Puzzelns wirkt eine solche selbst auferlegte Einschränkung extrem spielhemmend. Auflagen und Vorschriften sind selbst eine Art von Begrenzung und somit eine Belastung für ein erfolgreich beglückendes Entgrenzen.
Lange und glückliche Beziehungen beruhen nicht selten darauf, dass sich die Partner gegenseitig großzügige Freiräume in den unterschiedlichsten (Er-)Lebensbereichen zugestehen, in denen auch beglückende Verbindungen stattfinden dürfen (zum Beispiel Hobbys).
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Für viele Menschen ist das Thema Glück in Beziehungen sehr wichtig und irgendwie immer aktuell.
Hier noch ein paar zusätzliche Gedanken rund um die Partnerschaft.